WOLFF & MÜLLER hat die „grüne Stadt am Fluß“ in Heilbronn mitgebaut.
Die Bundesgartenschau Heilbronn 2019 war Garten- und Stadtausstellung in einem. Mit 22 Häusern plus einer Jugendherberge ist im Zuge der BUGA der erste Bauabschnitt des neuen Stadtquartiers Neckarbogen entstanden. Ein Großteil der Erd- und Straßenbauarbeiten wurde nach einer öffentlichen Ausschreibung von WOLFF & MÜLLER erbracht.
Aushub unter Kampfmittelbegleitung
Eine der größten Herausforderungen bei diesem Projekt war die große Kampfmitteldichte: Weil das BUGA-Gelände mitten im Stadtgebiet in der Nähe des Hauptbahnhofs liegt, war es im Zweiten Weltkrieg mehrfach Ziel von Bombenangriffen. Insgesamt hat WOLFF & MÜLLER allein für das Bodenmanagement 600.000 Kubikmeter Erde bewegt. Zur Aufspürung der Kampfmittel wurden die Bagger extra mit Panzerglas-Scheiben und verstärkten Böden ausgestattet. Die Bagger trugen die Erde schichtweise ab. Bei jeder Fahrt war ein Kampfmittel-Experte einer Spezialfirma mit an Bord. Er begutachtete die Erde zum einen visuell, zum anderen untersuchte er sie mit einer Magnetsonde, die auf Metalle reagiert. Gefundene Kampfmittel wurden geborgen und vor Ort in einen besonderen Container gelegt. Anschließend werden sie vom Kampfmittelbeseitigungsdienst Baden-Württemberg entsorgt. Die Bilanz: Auf der rund 40 Hektar großen Baustelle fand das Bauunternehmen 13 Tonnen Kampfmittel, darunter eine 250-Kilogramm-Bombe, Panzerminen, Sprenggranaten und jede Menge Kleinmunition, das meiste davon aus dem 2. Weltkrieg.
Zwei neue See-Anlagen
In Anlehnung an die Geschichte des Areals als ehemaliger Warenumschlagsplatz mit Hafenanbindung wurden zwei neue Seen angelegt, zusammen etwa drei Hektar groß, der Karlssee und der Floßhafen. Sie entstanden dort, wo früher Hafenbecken lagen und sind Teil des künftigen Stadtquartiers Neckarbogen. Die Seen werden hauptsächlich aus Regenwasser gespeist und mit einer Schilfkläranlage natürlich gereinigt. WOLFF & MÜLLER hat die Bauleistungen für beide Seen vom Aushub bis zur Abdichtung innerhalb von nur vier Monaten erbracht. Die Betoneinfassungen wurden alle zeitgleich errichtet, was eine genaue Planung und Abstimmung erforderte. Anschließend wurden die Seenflächen mit Asphalt beziehungsweise Folie abgedichtet. Die Uferwände erhielten eine Abdeckung aus Sandstein.
Digitale Werkzeuge auf der Baustelle
Auf der BUGA-Baustelle wurden modernste digitale Werkzeuge und Methoden eingesetzt, um die Effizienz und Qualität der Arbeiten zu erhöhen und die Dokumentation zu vereinfachen.
- BPO Erdbau: Bei den Erdbauarbeiten setzte WOLFF & MÜLLER das mobile Planungs- und Echtzeitsystem BPO Erdbau ein, das von Volz Consulting entwickelt und speziell an die Abläufe bei WOLFF & MÜLLER angepasst wurde. Das System ist sehr hilfreich, wenn wie bei der BUGA große Mengen teilweise belasteter Erde bewegt werden müssen. Aus abfallrechtlichen Gründen musste WOLFF & MÜLLER bei diesem Projekt jede Be- und Entladung und damit jede Erdbewegung dokumentieren. Normalerweise geschieht das in Form von Strichlisten, die manuell ausgefüllt und dann im Baubüro abgetippt werden. Bei bis zu 600 Be- und Entladungen pro Tag wäre das ein großer Aufwand. BPO ERDBAU machte Strichlisten überflüssig und ermöglichte eine digitale Dokumentation vor Ort auf der Baustelle. Jeder Fahrer quittierte die Be- und Entladung seines Dumpers per App auf dem Smartphone. Das System sendete die Zeitstempel samt Koordinaten an einen zentralen Server. Dort stehen sie in Echtzeit zur Verfügung, um den Baufortschritt auszuwerten. Insgesamt sparte das Bauteam so jeden Tag ein bis zwei Stunden Zeit und konnte dem Auftraggeber eine exakte Dokumentation der Massenbewegungen übergeben.
- 3D-Laserscanning und Drohnenkameras: Auch diese beiden Techniken dienten WOLFF & MÜLLER zur exakten Berechnung der bewegten Erdmassen. Mit dem Scanner Trimble TX5 konnte WOLFF & MÜLLER das Gelände innerhalb kürzester Zeit millimetergenau abtasten. Das Ergebnis ist eine dreidimensionale Punktwolke als detailgetreues Abbild des Geländes. Daraus können beispielsweise Längen, Winkel, Volumenkörper oder Oberflächen berechnet werden. Die Drohnenkameras nehmen ebenfalls die Oberflächen auf und ermöglichen einen besonders exakten Vorher-Nachher-Vergleich. Im Prinzip lässt sich der Fortschritt der Bauarbeiten auf diese Weise stündlich dokumentieren – als Nachweis für den Bauherrn und zur Qualitätssicherung. Beim Projekt BUGA Heilbronn 2019 hat WOLFF & MÜLLER dem Bauherrn einmal monatlich den mit modernen Techniken aufgenommenen Stand präsentiert.
Fazit
Die BUGA 2019 war für WOLFF & MÜLLER ein sehr spannendes und herausforderndes Bauprojekt. Durch die Innenstadtlage und deren Auswirkung auf die Verkehrsführung waren sehr viele Schnittstellen zu koordinieren. Innerhalb des gesamten Geländes wurden über 600.000 Kubikmeter Boden bewegt, das entspricht einer LKW-Schlange von München bis Köln, wovon 500.000 Kubikmeter direkt vor Ort wieder verbaut wurden. Trotz erschwerter Vor-Ort-Bedingungen wie dem erhöhten Kampfmittelaufkommen und dem nicht tragfähigen Baugrund und trotz baubegleitender Planungsänderungen konnte WOLFF & MÜLLER die Maßnahme exakt nach Terminplan abwickeln. Die sehr partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber trug entscheidend zum Projekterfolg bei. Nicht zuletzt ist das Projekt ein Beispiel für die sehr erfolgreiche Anwendung digitaler Werkzeuge.
Quelle Titelbild: BUGA Heilbronn GmbH
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