Bauen in Corona-Zeiten: „Der Zusatzaufwand ist enorm“
Trotz Pandemie sicher weiterbauen – das erfordert viele Präventionsmaßnahmen, die geplant, umgesetzt und kontrolliert werden müssen. WOLFF & MÜLLER zeigt auf, was Bauunternehmen jetzt zusätzlich leisten.
November 2020. Abstand halten, Hygiene beachten, Kontakte erfassen: Solche allgemein bekannten Regeln gelten zurzeit auch auf Baustellen. Die konkrete Umsetzung ist jedoch alles andere als trivial: „Die Gesundheit unserer Mitarbeiter, Kunden und Baupartner hat ganz klar oberste Priorität. Deshalb haben wir für unsere Projekte umfangreiche Handlungsanweisungen und -empfehlungen entwickelt. Anhand von Checklisten werden die Maßnahmen auf jeder Baustelle von der zuständigen Fachkraft für Arbeitssicherheit (SiFa) überprüft und dokumentiert“, berichtet Harald Guhl. Er leitet im Bauunternehmen WOLFF & MÜLLER den Lenkungskreis Baupartner, der das Corona-Krisenmanagement auf Baustellen steuert und überwacht. Sämtliche Begehungsprotokolle werden im Lenkungskreis ausgewertet, sodass das Unternehmen stets den Stand aller Projekte im Blick hat. Der Lenkungskreis ist zudem für die laufende Aktualisierung der Maßnahmen zuständig. „Wir adaptieren die aktuellen gesetzlichen Vorgaben und die Vorlagen der Berufsgenossenschaft auf unsere spezifischen Abläufe und ergänzen sie um eigene Erfahrungen, Ideen und Best Practices unserer Mitarbeiter“, erklärt Guhl.
Arbeiten an potenziellen Hotspots entzerren
Die Handlungsanweisungen von WOLFF & MÜLLER umfassen mehrere Bereiche wie Abstand und Hygiene, Arbeitsmittel und Arbeitsorganisation, aber auch die Art und Weise, wie die Maßnahmen kommuniziert und kontrolliert werden. All das betrifft nicht nur die eigenen Mitarbeiter, sondern auch die Baupartner, die in den verschiedenen Gewerken auf der Baustelle aktiv sind. Mit ihnen steht WOLFF & MÜLLER wie auch mit den Kunden in ständigem Austausch. Oft wird auf der Baustelle in mehreren Sprachen informiert. „Am aufwändigsten ist die notwendige Umorganisation der Arbeiten, denn jede Baustelle ist anders. Wir müssen die jeweiligen Abläufe im Voraus genau durchdenken und Arbeiten an potenziellen Hotspots entzerren, damit sich niemand ungeschützt zu nahekommt. Dabei nutzen wir beispielsweise ein rollierendes Schichtsystem“, erklärt Guhl. Arbeiten, die einen engeren Kontakt erfordern, werden mit Schutzausrüstung wie FFP-Masken, Augen- oder Handschutz durchgeführt. Bei der Installation von Gebäudetechnik in Schächten und engen Bauteilen achtet das Unternehmen darauf, dass möglichst nur eine Person die Arbeiten ausführt. Insgesamt wird versucht, möglichst viel im Freien vorzufertigen. Auch technische Hilfsmittel wie Stützen oder Handlifte werden verstärkt genutzt. Zudem gelten allgemeine Regeln wie 1,5 Meter Mindestabstand oder – wo das nicht möglich ist – Maskenpflicht, gestaffelte Arbeits- und Pausenzeiten, Besprechungen möglichst draußen, ausreichend Wasch- und Desinfektionsmittel, mehr Tagesunterkunfts- und WC-Container samt täglicher Reinigung. Bei der An- und Abfahrt dürfen maximal zwei Personen im Pkw und maximal drei im Kleinbus sitzen. Das erfordert zwei- bis dreimal mehr Fahrten als in „normalen“ Zeiten. Fiebermessungen im Verdachtsfall sind Pflicht, Risikogruppen werden besonders abgefragt, sogar ein Sorgentelefon hat WOLFF & MÜLLER für Mitarbeiter und Baupartner eingerichtet.
Kontakte erfassen
Falls es doch zu einer COVID-19-Erkrankung kommt, müssen Kontakte nachverfolgbar sein – das Prinzip ist aus der Gastronomie bekannt. WOLFF & MÜLLER erfasst deshalb die Daten aller Personen, die sich mindestens 15 Minuten lang auf der Baustelle aufhalten. „Auf einer Rohbaustelle ist das noch relativ einfach, aber im Schlüsselfertigbau kurz vor der Fertigstellung wird es schwieriger. Gewerke kommen und gehen. Mal wird Baumaterial angeliefert, mal will ein Elektriker seinem Kollegen schnell eine fehlende Sicherung in den Keller bringen. Nur eine Kontaktliste auszulegen, ist weder ausreichend, noch ist der Datenschutz DSGVO-konform gewahrt“, sagt Guhl. Deshalb macht jeder Bauleiter für seine Baustelle eine Gefährdungsbeurteilung. In Absprache mit der Sifa und dem Lenkungskreis wird dann ein passendes Konzept samt Zugangskontrolle und Datenerfassung entwickelt. Die Bandbreite ist groß, von der kleinen Straßenbaustelle im Freien, die keine besonderen Vorkehrungen braucht, bis zur Hotelbaustelle kurz vor der Eröffnung, die komplett eingehaust wird. Den Zugang regeln dann beispielsweise RFID-Chip-Ausweise oder ein Sicherheitsdienst.
Verantwortung für Baupartner
Für Baupartner stellt WOLFF & MÜLLER manchmal Unterkünfte an der Baustelle bereit – auch hier greifen Präventionsmaßnahmen. Die Unterbringung erfolgt in kleinen Teams von maximal vier Personen, die auf der Baustelle zusammenarbeiten und jeweils eigene Sanitärräume und Küchen nutzen. Andere Teams haben keinen Zugang. Schlafräume sind grundsätzlich einzeln belegt, für Personen mit Verdacht auf COVID-19 sind separate Räume vorgesehen. Die Unterkünfte werden täglich gereinigt, regelmäßiges Lüften ist Pflicht. Noch strenger sind die Vorkehrungen, wenn Mitarbeiter der Baupartner aus dem Ausland einreisen. Hier können je nach Bundesland und aktueller Gesetzeslage Quarantäneregelungen greifen, sodass es vom Transport über die eigentliche Baustellentätigkeit bis zur Unterkunft und Versorgung einiges zu beachten gibt. „Wir begleiten unsere Projektteams dabei, all diese Maßnahmen vorzubereiten und mit den Gesundheitsämtern abzustimmen“, erklärt Guhl.
Vier Zielgruppen im Fokus
Zu Beginn der Pandemie hat WOLFF & MÜLLER vier Lenkungskreise für folgende Zielgruppen gegründet: Mitarbeiter, Kunden, Baupartner sowie Umwelt und Gesellschaft. „Mit diesen kleinen, schlagkräftigen Teams aus höchstens vier Personen bewerten wir die Situation jeden Tag aufs Neue und legen pragmatische Maßnahmen für die jeweilige Gruppe fest“, sagt Dr. Albert Dürr, Geschäftsführender Gesellschafter der WOLFF & MÜLLER-Gruppe. In einem zentralen Kernteam laufen die Fäden zusammen. Dieses umfangreiche Krisenmanagement zeigt Wirkung: Bisher konnte die Unternehmensgruppe ihre Projekte bis auf Einzelfälle wie geplant fortführen und ihr Leistungsversprechen gegenüber den Bauherren erfüllen. „Die Bauwirtschaft gilt zu Recht als Konjunkturmotor, der auch in der Pandemie weiterläuft: Doch das geht nur mit einem enormen Zusatzaufwand und dank des großen Zusammenhalts unserer Mitarbeiter und Baupartner“, betont Dr. Dürr. Unter www.wolff-mueller.de/corona findet man einen Überblick aller Aktivitäten.