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MITARBEITER BERICHTEN:

OBERBAULEITER THOMAS LEHNERT

Thomas Lehnert, Oberbauleiter im Tief- und Straßenbau, Niederlassung Dresden

Als Oberbauleiter im Tief- und Straßenbau der Niederlassung Dresden bin ich für ca. 30 Mitarbeiter verantwortlich, darunter drei Bauleiter. Zu unseren aktuellen Projekten gehören die Erschließung und Herstellung der Verkehrswege sowie Außenanlagen für den Neubau eines großen Halbleiterwerks in Dresden, die Deckenerneuerung eines Autobahnabschnittes bei Bautzen und der grundhafte, vierspurige Ausbau einer Bundesstraße in Bannewitz bei Dresden. Unsere Bauvorhaben laufen trotz Corona nach Plan, es gibt keine größeren Störungen oder Ausfälle – auch weil wir sehr auf die Arbeitsschutz- und Hygienemaßnahmen auf den Baustellen achten. Im Bereich der Nachunternehmer sind vor allem die Gewerke Verkehrssicherung und Pflasterarbeiten für uns sehr wichtig, da gibt es ebenfalls keine Probleme. Auch von Lieferschwierigkeiten sind wir nicht betroffen: Pflaster, Plattenbeläge und Bordsteine werden zwar zum Teil aus China importiert, aber wir bestellen sechs bis zwölf Wochen im Voraus, sodass wir genügend Material am Lager hatten.

Vor dem Shutdown war ich selbst zwei Wochen freiwillig in Quarantäne: Ich kam aus einem österreichischen Skigebiet und bin der Empfehlung des Innenministers gefolgt, eine Weile vorsorglich daheim zu bleiben. Beim mobilen Arbeiten kam mir zugute, dass die Kollegen und ich schon länger mit WebEx arbeiten und mit den digitalen Tools vertraut sind. In dieser Zeit war vieles unklar, man spürte eine gewisse Verunsicherung in der Niederlassung. Nach Einrichtung des Kernteams und der Lenkungskreise in der WOLFF & MÜLLER Holding lief dann alles reibungslos, alle Mitarbeiter wurden sehr strukturiert, transparent und umfangreich informiert. Unser Krisenmanagement hat mich sehr überzeugt und meine Erwartungen übertroffen – von anderen Betrieben weiß ich, dass das nicht selbstverständlich ist.

Als Führungskraft war ich in den vergangenen Wochen viel damit beschäftigt, mein Team über die geltenden Regeln und deren Umsetzung zu informieren. Es gab eine große Fülle an Informationen aus verschiedenen Quellen: Holding, Niederlassung, Verbände, Ämter und Auftraggeber. Ich habe daraus jene herausgefiltert, die für unser Team relevant sind. Die Herausforderung bestand zum einen darin, Regeln und Maßnahmen konsistent zu kommunizieren, denn Hü- und Hott-Ansagen würden nur Unsicherheit hervorrufen. Zum anderen gibt es nicht für jede Fragestellung eine konkrete Vorgabe – manchmal musste ich spontan reagieren und abwägen, wozu ich den Mitarbeitern rate.  

Arbeitsrechtlich hat WOLFF & MÜLLER schnell Fakten geschaffen und klar kommuniziert, dass Eltern, die keine Möglichkeit zur mobilen Arbeit haben (z. B. Facharbeiter und Maschinisten), bei voller Lohnfortzahlung daheimbleiben können – das ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht beachtlich. Ein besonders großes Dankeschön verdienen die Kollegen, die mit großem persönlichem Einsatz mobiles Arbeiten und Kinderbetreuung unter einen Hut gebracht haben. Ich habe selbst schulpflichtige Kinder. Weil meine Frau einen systemrelevanten Beruf hat, war ich für den Großteil der Kinderbetreuung und des Homeschoolings zuständig. 

Unterm Strich bin ich gut durch diese Zeit gekommen. Weil ich im Osten großgeworden bin und die Umbruchzeit der Wende erlebt habe – einschließlich Arbeitsplatz- und Ausbildungsmangel – kenne ich wesentlich größere Existenzängste. Die letzten Jahre waren sehr positiv für den Bau, doch die Branche kennt auch andere Zeiten. In meinem Umfeld kommen schon manchmal Sorgen auf, wenn Medien über den drohenden Wirtschaftseinbruch berichten. Ich rechne auch damit, dass sich die strukturelle Krise der Automobilwirtschaft in der Auftragslage unserer Niederlassung bemerkbar machen wird. Doch es zeichnet sich ebenfalls ab, dass der Staat die Wirtschaft mit passenden Konjunkturprogrammen wieder in Schwung bringen will. Das stimmt mich zuversichtlich – genauso wie der partnerschaftliche Umgang miteinander, den ich hier bei uns in den vergangenen Wochen erlebt habe. Wir stehen in der Niederlassung Dresden ohnehin schon immer sehr gut zusammen, in der Krise hatte ich aber das Gefühl, dass das partnerschaftliche Miteinander noch mal ein ganzes Stück größer geworden ist. Für die Zukunft erhoffe ich mir, dass wir uns einige Tugenden, die wir in Corona-Zeiten wiederentdeckt haben – wie Verantwortungsbewusstsein füreinander, ein wenig mehr Demut und Geduld – bewahren und auch künftig leben.