Skip to main content
- Gerhard Wennagel

Effizienter bauen mit BIM: So setzt WOLFF & MÜLLER digitale Prozesse ein

Je nach Planungs- oder Bauphase nutzt WOLFF & MÜLLER unterschiedliche BIM-Anwendungsfälle. Die Vorgehensweise wird anhand von drei Projekten näher vorgestellt.

Das Bau- und Familienunternehmen WOLFF & MÜLLER will möglichst gut, störungs- und verschwendungsfrei bauen. Das gelingt nur, wenn der Fokus auf reibungslosen Prozessen liegt: Prozesse werden erst optimiert und standardisiert, dann digitalisiert. Geht es um Planungs- und Bauprozesse, ist BIM die Methode der Wahl. Das Kürzel steht bei WOLFF & MÜLLER für „Building Information Management“: Das Unternehmen nutzt BIM, um alle Informationen entlang des Produktlebenszyklus von Bauwerken gebündelt auf einer Plattform zu verwalten.

Zusammenarbeit

Für die Zusammenarbeit in Projekten bekommt jedes Teammitglied über die Software Dalux Zugriff auf das Koordinationsmodell, um dessen Daten nutzen zu können. Der Modell-Viewer in Dalux ist eine benutzerfreundliche und effiziente Möglichkeit der Visualisierung. Verwendung findet er in Planungsbesprechungen oder direkt auf der Baustelle – als Desktoplösung oder als mobile Version auf dem Smartphone oder Tablet. Auch die Fachplaner haben Zugriff auf die Plattform, so dass Dalux als zentrale Plattform für die Abstimmung im Team gilt.

Standardisierte Anwendungsfälle

Je nach Planungs- oder Bauphase wird das Datenmodell für unterschiedliche BIM-Anwendungsfälle genutzt.

Ein Anwendungsfall (AwF) ist ein definierter Prozess, dessen Workflow mithilfe des BIM-Modells optimiert wird. Ziel ist es, die Qualität zu steigern sowie Zeit und Kosten einzusparen. Welche AwFs möglich, nötig und sinnvoll sind, wird für jedes Bauprojekt individuell entschieden. Als Orientierung dient ein Aufwand-Nutzen-Faktor, den die BIM-Experten von WOLFF & MÜLLER definiert haben – aber auch die Qualität der BIM-Modelle ist ein entscheidender Punkt. Einige AwFs sind standardmäßig im Einsatz, andere werden derzeit noch entwickelt und pilotiert. Die folgende Tabelle zeigt, dass die Anwendungsfälle in unterschiedlichen Phasen des Bauprozesses zum Einsatz kommen.

Drei Beispiele verdeutlichen, wie das Bauunternehmen verschiedene Anwendungsfälle in konkreten Projektsituationen einsetzt.

Anwendungsfall Bauablaufsimulation beim Projekt Gasometer

Der Gasometer ist ein Großprojekt in Berlin-Schöneberg auf dem EUREF-Campus. Zum einen wurde das 78 Meter hohe Stahlgerüst – ein stillgelegter Gasbehälter auf dem ehemaligen Gelände der städtischen Gaswerke – saniert. Zum anderen entstanden im Inneren ein Bürogebäude und ein Konferenzbereich mit Hörsaal. Auf der obersten Ebene befindet sich eine öffentlich zugängliche Skylounge mit Terrasse.

Am Datenmodell des Gasometer-Projektes waren diverse Planungspartner beteiligt. Die BIM-Koordinatoren von WOLFF & MÜLLER erstellten ein für alle Projektbeteiligten einsehbares Koordinationsmodell, mit dem sie Daten abgleichen und Kollisionen überprüfen konnten.

Bei einem mehrteiligen Projekt wie der Restauration des Stahlgerüstes und dem gleichzeitigen Ausbau des Gasometers war ein sehr detaillierter Bauablaufplan essenziell. Nur so konnten Störungen im Bauprozessfluss – und damit verbundene Verzögerungen – vermieden werden. Dazu diente ein leistungsfähiges Visualisierungs- und Kommunikationstool, das dem Projektteam und dem Bauherrn eine bessere Übersicht über die Projektmeilensteine und zeitlichen Abläufe ermöglichte: die Bauablaufsimulation. Voraussetzung war ein Bauwerksdatenmodell im Format IFC mit definierten Vorgangsinformationen zu Takten und Schalsätzen. Dieses Datenmodell wurde mit dem Terminplan verknüpft. So entstand eine Videosimulation und der 4D-Report, der den Bauablauf auf leicht verständliche Art und Weise visualisiert und bei Besprechungen auf der Baustelle genutzt wurde. Die Bauleitung testete sogar eine tagesaktuelle Simulation der Feinplanung, um auf Verzögerungen noch schneller reagieren zu können.

Außerdem erkannten die BIM-Koordinatoren und Planungskoordinatoren bei WOLFF & MÜLLER anhand der Simulation frühzeitig, ob sich Termine überschnitten oder verzögerten, und konnten den Terminplan entsprechend anpassen. Im Fall des Gasometers lag das Bauwerksdatenmodell bereits in einer frühen Projektphase vor.

Anwendungsfall Mengenermittlung beim Projekt TWO.ONE

Das TWO.ONE ist ein Büro-, Geschäfts- und Wohngebäude in der Stuttgarter Stadtmitte zwischen zwei bekannten Straßen: Die Theodor-Heuss-Straße ist als Hauptverkehrsader und repräsentativer Büro-Standort bekannt, die Calwer Straße als ruhige Fußgängerzone. Aufgrund dieser Differenz unterscheiden sich auch die beiden straßenseitigen Fassaden des TWO.ONE stilistisch voneinander. Da das Datenmodell alle wichtigen Informationen über die Bauteile enthält, dient es schon in der Kalkulationsphase das Schlüsselfertigbau-Projektes als Unterstützung.

Aus dem Datenmodell leitet WOLFF & MÜLLER sämtliche Informationen ab, die für Vorplanungen, Dispositionen und Hochrechnungen benötigt werden, darunter: Mengen von Baumaterialien, Stücklisten und Türlisten. Dieser Schritt beginnt schon früh im Prozess – wenn das Kalkulationsteam die zu erwartenden Kosten des Projekts berechnet.

Das Kalkulationsteam wertet zum Beispiel aus, wieviel Beton, Stahl, Glas, Holz und andere Materialien für das Gebäude benötigt werden. Durch die Innenstadtlage und die unterschiedlichen Fassaden war die Zeit- und Kostenschätzung beim TWO.ONE anspruchsvoll.

Hier zeigt das Projekt TWO.ONE, warum es wichtig ist, alle Projektbeteiligten zu informieren und zu schulen, um die Anwendungsfälle optimal umzusetzen. WOLFF & MÜLLER ordnet die Mengenermittlung in mehreren Schritten den richtigen Phasen im Bauprozess zu: von der Angebotsbearbeitung über die Vorbereitung bis hin zu Ausführung auf der Baustelle. Bei jedem dieser Schritte benötigen die zuständigen Mitarbeiter – etwa Kalkulatoren, Bauleiter oder Poliere – Stücklisten, Teile- und Ressourcenmengen für ihre Arbeit. Damit die Baustelle sich auf die aus dem Modell generierten Mengen auch wirklich verlassen kann, ist eine stetige Qualitätsüberprüfung des Modells sehr wichtig.

Anwendungsfall Kollisionsprüfung beim Bildungshaus NeckarPark

Das Bildungshaus NeckarPark ist Stuttgarts erstes öffentliches Schulgebäude in Gebäudeklasse 5, das in Holzhybridbauweise errichtet wird. Zu dem Projekt gehören neben dem Bildungshaus auch eine Grundschule, eine Kindertagesstätte, eine 7 Meter hohe Sporthalle mit zwei Feldern sowie eine Zweigstelle der Volkshochschule in einem separaten Gebäude. Die schlüsselfertige Übergabe ist im Mai 2025 geplant.

Die Kollisionsprüfung ist einer der vordefinierten AwFs bei diesem Projekt. Sie ermöglicht eine schnelle und zuverlässige Erkennung von Konflikten. Durch Vergleich von Bauteilen einer „Prüfmenge A“ mit jenen einer „Prüfmenge B“ werden Überschneidungen und Duplikate berechnet. Die Toleranz zwischen den Bauteilen sowie die Zuordnung der Prüfmengen zu bestimmten Bauteilen oder -abschnitten können Prüfer spezifisch anpassen. Nachdem sie die Kollisionen ermittelt haben, müssen sie diese hinsichtlich ihrer Priorität bewerten. Diese Bewertung erfolgt in der Koordinationssoftware DESITE mit der Vergabe eines Status direkt an die Prüfergebnisse. Identifizierte Probleme können auf digitalem Weg als sogenannte „Issues“ an die Planungsparteien kommuniziert werden und von diesen direkt in ihrer Modellierungssoftware behoben werden. Bei neuen Modellversionen erfolgt eine erneute Überprüfung, um zu erkennen, ob die „Issues“ behoben wurden, diese weiterhin bestehen oder ob neue Kollisionen hinzugekommen sind. Dies wird als kontinuierliche Kollisionsprüfung bezeichnet. Beim Bildungshaus ist die Kollisionsprüfung durch die gute Detailtiefe der Fachmodelle ein komplexer Prozess. Die modellbasierte Arbeit erleichtert die Erkennung, Kommunikation und Abarbeitung von Kollisionen. Durch eine Übersichtsliste und verknüpfte Dashboards ist es einfach, den Überblick zu behalten, ob alle wichtigen Punkte behoben sind.

BIM ist etabliert – und wird immer weiter optimiert

An den Beispielen ist zu erkennen: BIM ist bei WOLFF & MÜLLER nicht mehr aus dem Bauprozess wegzudenken. Dabei entwickeln sich die Anwendungsfälle stetig weiter. Bei jedem Projekt lernen die BIM-Koordinatoren, die Baupartner und die Baustellenteams dazu und können die Prozesse effizienter gestalten. Auch die Software verbessert sich immer weiter: Auf Basis des Feedbacks aus der Baubranche entwickeln die Hersteller neue Funktionen, mit deren Hilfe der Bau- und Planungsprozess weiter optimiert wird.

Dennoch gibt es Herausforderungen: Durch fehlende offizielle Standards kommt es zu Inkompatibilitäten und Fehlern bei der Befüllung der Daten. Außerdem ist die Digitalisierung in der Baubranche teilweise noch nicht so weit vorangeschritten, dass jeder Baupartner das Potenzial von BIM ausschöpfen kann. Deshalb bietet WOLFF & MÜLLER Workshops für die beteiligten Fachplaner an, die sich mit dem Thema stärker auseinandersetzen wollen.

Damit die BIM-Methode im vollen Umfang genutzt werden kann, muss die ganze Branche mitziehen. Hier plädiert WOLFF & MÜLLER für Mut statt Gemütlichkeit. Die Digitalisierung erfordert Vorbereitung, am besten auf Grundlage einer klaren Digitalisierungsstrategie, und ist ein Change-Prozess für das ganze Unternehmen. Die Zielvorgabe kommt zwar vom obersten Management, doch die Umsetzung im Berufsalltag ist Sache der Mitarbeiter. Auch Kunden können noch stärker von der BIM Methode profitieren, beispielsweise in Form des digitalen Zwillings, der während der Betriebsphase von Gebäuden Daten über Energieeffizienz und mögliche Maßnahmen liefert.

Autor: Gerhard Wennagel

Als Teamleiter BIM in der Unternehmensentwicklung bei WOLFF & MÜLLER treibt er das digitale Planen und Bauen im Unternehmen mit Begeisterung voran.

 

Haben Sie als Bauherr schon Erfahrungen mit BIM gemacht? Wenn ja, welche? Wir sind gespannt auf Ihre Meinung! Kontaktieren Sie uns gerne unter: magazin@wolff-mueller.de 

 

Quelle Titelbild: Wabe-Plan Architektur

 

Mehr zum Thema Prozesse bei WOLFF & MÜLLER finden Sie hier.

#bim #effizientesbauen #bauprojekte #prozesse #innovation 

Vielen Dank für Ihr Feedback.

Ihr Like wurde gezählt

Thank You For Your Feedback.

Das könnte Sie auch interessieren

Weiterlesen
Vielfalt bei WOLFF & MÜLLER
Diversity  Karriere 

Vielfalt? Exakt unsere Baustelle!

Für eine offene und tolerante Gesellschaft – gegen Rechtsextremismus, Diskriminierung und Hass.

Weiterlesen
Baustelle, Logo Wolff & Müller
Nachhaltigkeit  Baustoffe 

Bauen mit Beton im Wandel

Von der Klimabelastung zur Klimaneutralität - ein Kommentar von Dr. Albert Dürr

Weiterlesen
Kollegen auf der Baustelle
Prozesse  Digitalisierung 

Digitalisierung der Personalprozesse

Ein Erfahrungsbericht von Dr. Julia-Carolin Carbon

Weiterlesen
Porsche Casino Weissach
Bauprojekte  Digitalisierung  BIM 

Porsche Casino Weissach

Digitales Bauen für die Automobilwirtschaft